Sonntag, 5. Dezember 2010

Wählereignungstest

Besonders in Europa sind wir seit mehreren Jahren mit einer Phase der politischen Lähmung konfrontiert, was sich gerade in der heutigen Zeit, in der die Menschheit vor gewaltigen Herausforderungen steht, die dringend einer handlungsfähigen Politik bedürfen, sehr unvorteilhaft auswirkt. Dabei erweist sich die Demokratie in der Form, wie wir sie zur Zeit kennen mehr und mehr als Schönwetterprogramm, das in Krisenzeiten kläglich zu versagen droht.
Immer schlechter wird das Ansehen, das Politiker in der Bevölkerung genießen, wobei natürlich übersehen wird, daß es gerade diese Bevölkerung ist, die diese Politiker gewählt hat.
Die Zeit ist somit reif, nachzudenken wie die Qualität der Politik spürbar verbessert werden kann. Eine brauchbare Lösung könnte die differenzierte Demokratie sein.

Geht man heute wählen stellt man zweifelsfrei fest, daß unser bestehendes Wahlsystem mit Stimmabgabe eines Wahlzettels, der in einer Urne landet und nach Wahlschluss gezählt wird, bereits mindestens 200 oder mehr Jahre alt ist und absolut nicht mehr den Gegebenheiten und technischen Möglichkeiten der heutigen Zeit entspricht.

Das neue System stelle ich mir folgendermaßen vor:

Die Stimmabgabe erfolgt prinzipiell am PC. Für Personen, die keinen PC oder keine Internetverbindung haben, sollen PC’s in öffentlichen Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden.
Zum Wahlakt meldet man sich zunächst auf der Wahlseite mit Benutzernamen und Passwort an um danach eine TAC-SMS anzufordern, so wie das auch im Online Banking klaglos funktioniert. Diese TAC-SMS ist dann der Schlüssel zur Ausübung des Wahlaktes. Sobald man diese TAC-SMS in die Eingabemaske eingetragen hat, wird man automatisch zu einem Wählereignungstest weitergeleitet, wo in einem Multiple choice Verfahren 100 Fragen in der Form beantwortet werden müssen, indem man die richtige, von 4 möglichen Antworten ankreuzen muss. Abgefragt sollen dabei vornehmlich die Kenntnis der Funktionsweise des politischen Systems, Kenntnis der wichtigsten politischen Ereignisse der letzten Monate, Verständnis für globale Zusammenhänge, Zeitgeschichtskenntnis und Intelligenz. Für jede richtige Antwort bekommt man einen Punkt.
Erst wenn alle Fragen beantwortet sind, geht es zum eigentlichen Wahlakt, mit dem die erzielten Punkte dann an die wahlwerbenden Parteien verteilt werden können (Es müssen dabei nicht alle Punkte an eine Partei vergeben werden).
Allein durch die Anzahl der insgesamt 100 Fragen und das Multiple choice Verfahren ist davon auszugehen, daß auch absolut Unwissende zumindest 2 oder 3 Fragen richtig erraten und damit niemand vom Wahlrecht ausgeschlossen bleibt.
Die Vorteile eines solchen Systems sind klar ersichtlich, indem sich die wahlwerbenden Parteien nicht mehr an den dümmsten, sondern an den klügsten Menschen ausrichten müssten, da es diese wären, von denen die meisten Punkte erzielt werden könnten.
Das Wahlergebnis würde natürlich zum Zeitpunkt des Wahlschlusses ohne langwierige Auszählung sofort feststehen, ebenso wie die durchschnittliche Punkteanzahl in der Gesamtbevölkerung.
Und beklagen würde sich über das System auch niemand mehr, denn wer wäre schon bereit, sich freiwillig zu outen und zuzugeben, beim Wählereignungstest nur 3 Punkte erreicht zu haben.